Sonntag, 18. August 2013

Naturmusik




Wann wirkt Musik wirklich heilend?
Vielleicht wenn ich mein Instrument auf 432 Hz stimme oder die Solfeggio-Frequenzen verwende,
die Planetentöne nehme, oder die richtige Raga zur richtigen Zeit spiele?
Vielleicht wenn ich Diplom-Musiktherapeut oder Musik-Schamane wäre, oder mich Nada-Yogi mit indischem Namen, Klangbotschafter oder Chakra-Soundhealer nennen würde?
Vielleicht dann, wenn meine Musik gechannelt wäre oder direkt vom Erzengel Gabriel käme?
Wohl kaum!
Willst du die heilende Wirkung der Musik und ihre ursprüngliche Bedeutung erfahren, so gehe hinaus in die Natur und lerne geduldig von den Vögeln das Zuhören.
Die musiktherapeutischen Konzepte zur Seite gelegt, die Schulen und Gharanas sind in den Hintergrund getreten. Alleine mit dem Instrument von der Natur die ursprüngliche Musik wieder erlernen.
Was bringt es, viel darüber zu lesen oder zu forschen?
Einzig die eigene Praxis zählt.
Warum sich noch länger von den Meinungen anderer beeinflussen lassen?
Endlich sich selbst vertrauen und sich die Ohren vom Wind, den Wellen oder den Zikaden frei putzen lassen.

Die weiße Wolke
löst sich vor meinen Augen
in den weiten großen Raum auf.
Es gibt nichts mehr
was dies noch dokumentieren könnte.

Freitag, 15. März 2013

Herz - Meditation



Meditation

Still werden und dem Puls des Herzens lauschen
Verweilen an der Quelle der Liebe
Herz -Vibrieren
Wie eine Glocke tönt das Mantra im Herzen
Ohne Hast und Erwartungshaltung
Langsam und behutsam das Flüstern des Atems wahrnehmen
Auf dem Atem reiten, sich der Kraft des Atems anvertrauen
Alle scheinbar wichtigen Angelegenheiten lösen sich von selber auf
in den leeren - offenen Herz-Raum
Sich ausdehnen in die Zeitlosigkeit
Die Begrenzungen durch Zeit und Raum lichten sich
und ein Fenster öffnet sich zur Unendlichkeit
Hinaus aus dem Energie-Netz fester und starrer Strukturen
Berührt von einem Hauch der Ewigkeit

Samstag, 11. August 2012

Die zwei Wege der indischen Musik



 
Wer heute im Westen Sitar, Rudra Vina oder andere indische Musikinstrumente erlernen möchte, muss sich am Anfang für einen der vielen Unterrichtsstile entscheiden. Oft wird man es schwer haben, einen geeigneten Unterricht und einen kompetenten Lehrer in seiner Nähe zu finden. Nicht jeder gibt gleich alles auf und studiert indische Musik in Indien oder folgt einem indischen Meister, der ab und an Workshops im Westen gibt.
Aber wer einmal von den indischen Klängen berührt worden ist, verspürt eine tiefe Sehnsucht diesem „Duft“ zu folgen.

Indische Musik ist heute eine hochrangige Klassik, eine raffinierte Kunstmusik.
Das war nicht immer so. Indische Musik war ursprünglich eine rein sakrale Musik, abgesehen von der Volksmusik. Saiteninstrumente haben schon vor über 3000 Jahren die Gesänge der alten vedischen Rezitationen begleitet. Später wurden sie dann zur Begleitung der Tempelmusik eingesetzt.
Doch zu der Zeit von Swami Haridas, einem Musikheiligen (nada – siddha), der im 16 Jahrhundert in Vrindavan lebte, kam es zu großen Veränderungen in der indischen Musik. Tansen, ein Schüler von Swami Haridas, wurde ein berühmter Hofmusiker von Kaiser Akbar. Sein Stil und seine Kompositionen haben die nordindische Musik in der Folgezeit geprägt.
Damit hatte sich die indische Musik in zwei Richtungen gespalten:
„Marga – Sangita“ – die Tempel– und Meditationsmusik und
„Deshi – Sangita“ – die Kunst– und Hofmusik.

Der in der Gegenwart in Indien sowie im Westen überwiegend unterrichtete Musikstil ist der Weg der Kunst- und Hofmusik. Der Schüler folgt einer z. T. jahrhundertealten Musikertradition (Gharana) und lernt die komplexen Techniken und Rhythmen, um sie in einer kunstvollen Virtuosität nach außen zu bringen. Sein Ziel ist es, ein begnadeter Konzertmusiker zu werden und heutzutage möglichst schnell zu Ruhm und Anerkennung zu gelangen.
Der westliche Schüler, der sich nach jahrelangen mühevollen Übungsstunden diese Virtuosität angeeignet bzw. diese kopiert hat, steht schon bald vor einem Dilemma. Denn er wird weder in Indien noch im Westen als Konzertmusiker wirklich anerkannt und für voll genommen. Wenn der Konzertveranstalter die Wahl hat, greift er doch lieber zum indischen Original.
So wird der Schüler irgendwann frustriert aufgeben, oder sich in die „Fusion-Ecke“ zurückziehen.

Der meditative Musikweg dagegen ist eher unorthodox. Auch hier gibt es verschiedene Schulen und Methoden. Meist werden nur die Grundspieltechniken vermittelt und die Virtuosität nicht explizit gefördert. Der Weg führt hier nicht nach außen auf die große Bühne, sondern ganz unspektakulär nach innen. Hier geht es um eine Bewusstseinsschulung. Ein Weg des achtsamen und absichtslosen Lauschens. Die Ragas, die hier erlernt werden, sollen nicht den Zuhörer verzaubern und beeindrucken, sondern dienen der emotionalen Katharsis und Selbstfindung.
Hinweise auf den Gebrauch indischer Saiteninstrumente im Nada Yoga finden sich u.a. in der alten Schrift des Vijnana Bhairava Tantra (V.41) aus dem 6. Jahrhundert. Hier wird deutlich, dass es nicht um Ruhm oder Anerkennung geht und es auch nicht unbedingt applaudierende Zuhörer braucht.
Yoga – Übungen (asana), Atemübungen (pranayama), Meditation (dhyana) und Konzentrationsübungen (dharana) ermöglichen ein vertieftes Eintauchen in die Wirkungsweise der Töne und Skalen. Das Üben (sangita-sadhana) der Sitar oder der Rudra Veena wird zum täglichen Gebet und zur Meditation, die zu einer Ausgeglichenheit des Geistes führt. Eine Bestätigung der musikalischen Fähigkeiten durch ein begeistertes Publikum oder den Lehrer ist hier nicht erforderlich.
Auf diesem Weg vermittelt der Lehrer dem Schüler letztendlich nur die Grundkenntnisse und Techniken. Dann muss er selbst hinabtauchen in den Ozean des Klangs.

Ob man nun die Richtung des Konzertmusikers oder des Meditationsmusikers wählt, der indische Musikweg ist in jedem Fall ein Weg der reinen Selbsterfahrung.

Dienstag, 20. September 2011

Baba Shamsuddin Faridi



„Troubadour Allahs“
 Zum Tod von Qadri Sufi Baba Shamsuddin Faridi Desai

 Am 16. August 2011 ist der letzte große Sufi Beenkar Baba Shamsuddin Faridi Desai im Alter von 75 Jahren in Delhi verstorben.
Der Rudra Vina Spieler Baba Shamsuddin, wie ihn seine Schüler nannten, wurde am 15.8.1936 in Bhavnagar, Gujarat geboren. Er lernte Sitar und Rudra Vina von seinem Vater Mohammed Khan Faridi, der aus der jahrhundertalten Tradition des Gauharbani Gharana stammte.
Baba Shamsuddins Großvater war Abdur Rehman Khan, der ein Schüler von Wahid Khan war, ein direkter Nachfolger des legendären Rudra Vina Spielers (Beenkars) Bande Ali Khan.
Sein Großvater mütterlicherseits war der bekannte Beenkar Murad Khan.
Ab 1957 gab Baba Shamsuddin regelmäßig Sitar Konzerte für das All India Radio in Ahmedabad.
1959 erhielt er dann ein Angebot von Thakur Jaswant Singh, der ihn für das National Orchestra des All India Radios in Delhi engagierte.
Bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1997 arbeitete Baba Shamsuddin für das All India Radio.
Erst ab 1980 haben ihn seine Radio Konzerte mit der Rudra Vina bekannt gemacht.
2002 wurde seine erste CD bei Makar Records veröffentlicht.
2005 veröffentlichte Lyle Wachovsky bei India Archive Music seinen außergewöhnlichen Raga Puria.
Baba Shamsuddin spielte ohne Mizrab (Plektrum), seine ausgesprochen langen Meends (Ziehen der Saite) waren für ihn charakteristisch und typisch für den Musikstil des Gauharbani Gharana.
Seine Tonsprache war sehr eigenwillig und nicht leicht zugänglich. Impulsiv und mit starkem Ausdruck kann seine Musik die Türe zur mystischen Welt des Sufismus öffnen, wenn man bereit ist sich darauf einzulassen. Mit der Musik seiner Rudra Vina wollte er sich selbst und den Zuhörer in den Zustand der „Entwerdung“ (arabisch: fana) und der Trance
(arabisch: wajd) führen.
Baba Shamsuddin gehörte dem islamischen Qadri Sufismus an. Für ihn war Musik eine Form des Gebets. „Allah ist verborgen in der Musik“, sagte er einmal.
Die äußere Form der klassischen Dhrupad-Musik hatte Baba Shamsuddin während seines Ruhestands hinter sich gelassen. Von nun an spielte er hauptsächlich an den Sufi-Schreinen in Delhi oder gab regelmäßig Konzerte zu den Gedenkfeiern des bekannten Sufi Meisters Hazrat Inayat Khan.
Die Begegnung mit Baba Shamsuddin bleibt für mich unvergesslich, sein Spiel auf der Rudra Vina hat zutiefst mein Herz berührt. Seine Musik hat mich auf unmittelbare Weise die mystische Dimension der Ruda Vina erfahren lassen.
Für mich ist Baba Shamsuddin der letzte große Sufi-Beenkar gewesen und er wird in den Herzen, die ihn lieben, weiter leben.
Es bleibt nun zu hoffen, dass sein Sohn Zahid Khan Faridi diese alte Tradition weiterführen wird.
Der Blog „Oriental and Traditional Music“ stellt unter folgendem Link Baba Shamsuddins Aufnahme des Raga Hijaj Bhairav von 1983 zum Download zur Verfügung.

Samstag, 3. September 2011

Gottesliebe

Der sehnende Wunsch
nach Gottesliebe
Begeisterung für Gott
Warum in der Ferne suchen?
Hier auf dem Balkon
durchpulst mich der Lebensstrom
Verliebt in diesen Augenblick

Die spontane schöpferische Kraft
fließen lassen
im Einklang mit dem Alltag
Es gibt kein Konzept dafür

Heute an diesem Morgen
nehme ich mit aller Intensität
die lebendige Schönheit der Natur
wieder wahr
Habe mich endlich aus dem Traumland
entreißen können

Köstlich dieser Chai!


Dienstag, 21. Juni 2011

Raga Yaman


Raga Yaman (oder Iman) ist vielleicht der bekannteste nordindische Raga. Sein Ursprung ist nicht wirklich geklärt. Manche vermuten, dass der Raga aus Persien kam. Andere sehen einen vedischen Ursprung und behaupten, dass die Tonleiter früher Raga Yamuna hieß. Die Klangstruktur von Raga Yaman basiert auf der Tonika (Sa), großen Sekund (shuddha Re), großen Terz (shuddha Ga), Tritonus / erhöhten Quarte (tivra Ma), Quinte (Pa), großen Sexte (shuddha Dha) und großen Septime (shuddha Ni). Man findet diese Tonleiter als lydischen Modus auch in der griechischen Musik.

Mit Raga Yaman beginnt oft die klassische indische Musik-Ausbildung, denn Yaman wird als Schlüssel für alle anderen Ragas angesehen. Musikpsychologisch gesehen schafft er die Voraussetzung, dass der eigentliche Gehalt der indischen Musik von Herz zu Herz weitergegeben werden kann, indem er das Herz öffnet und reinigt und eine Sehnsucht erzeugt, tiefer in das Mysterium der Musik einzudringen. Für mich ist Raga Yaman wie ein Minnegesang, ein Werben um die unerreichbare Dame. Diese unerfüllte Liebe, wie sie sich in der indischen Liebesmystik der Bhakti oder auch im Sufismus wiederfindet, wird hier besungen. In vielen Sufigedichten wird dafür das Bild des Falters verwendet, der nicht anders kann als in die Flamme zu fliegen und zu verbrennen. Dieses „Entwerden“, dieser egolose Zustand wird in Raga Yaman musikalisch hervorgerufen. Der Musiker will sich damit verschenken, sich in Demut und Bescheidenheit ganz der Liebe zum Numinosen hingeben und aufopfern.

Raga Yaman macht mich immer wieder sensibel und feinfühlig. Gerade die erhöhte Quarte macht mir ungelösten Ärger, Enttäuschung und Verletzungen bewusst. Die große Septime und auch die große Terz stehen stark im Vordergrund und entfachen das Feuer der Sehnsucht. Yaman ist wie ein unlösbares Koan, eine offene Frage, eine endlose Suche nach dem Sinn des Lebens.

Die folgenden Videoclips möchten zur Vertiefung anregen:
Zia Mohiuddin Dagar auf der Rudra Veena
Amjad Ali Khan erläutert den Raga mit der Sarod und seiner Stimme
Auf Sitar und Bansuri: Purbayan Chatterjee und Rakesh Chaurasia
Khyal Gesang mit Kishori Amonkar
Khyal Gesang mit Bhimsen Joshi
Dhrpad Gesang mit Uday Bhawalkar


Montag, 20. Juni 2011

Klangmassage mit der Klangliege




Die Klangliege geht auf den antiken Musikwissenschaftler Pythagoras zurück. Die Klangstruktur ist von dem indischen Viersaiter der "Tanpura" inspiriert worden. Joachim Marz, Hans Peter Klein, und Jan Dosch  haben etwa zeitgleich das Monochord sowie die Klangliege vor etwa 35 Jahren entwickelt. Die Klangliege mit der ich arbeite, ist von Christof Linhuber gebaut worden. Das Instrument hat 47 Saiten und ist auf drei Oktaven gestimmt. In der Mitte erklingt die heilende Quinte als ordnendes Intervall. Der obertonreiche Klang der Saiten überträgt sich auf den Resonanzboden und erzeugt eine sanfte Klangvibration die zu einer tiefen vibroakustischen Erfahrung führt.
Die Klangvibrationen bewirken eine tief ins Körperinnere reichende Micromassage. Die Klangmassage unterstütze ich gerne mit meiner Stimme und dem indischen Dhrupad Gesang. Tonskalen (Ragas) der indischen Musiktradition haben eine harmonisierende Wirkung auf Körper, Geist und Seele.
Jede Raga spricht ein bestimmtes emotionales Thema an und wirkt hier lösend und klärend.
Die Klangmassage mit der Klangliege oder dem Körpermonochord trägt dazu bei, dass sich psychosomatische Verspannungen lösen können. Die monochromen Klänge führen sehr leicht zu einer Tiefenentspannung und regenerieren unser ganzes Körpersystem. Heute spricht man auch von dem sogenannten "power-nap". Dieser Kurzschlaf oder wie ich es nenne "Heilschlaf" führt zu einer Ausgeglichenheit und erhöht unsere Leistungsfähigkeit.
Unseren Computer können wir leicht runterfahren, aber bei unserem "Hirncomputer" fehlen uns oft die Mittel. Die Klangmassage mit der Klangliege ist eine von vielen alternativen Möglichkeiten, um wieder zur Ruhe und Balance zu finden.